KAWAI Hamburg

Musik ist nicht dazu da, um zu konkurrieren, sondern um das Publikum zu erfreuen.

Facebook
Twitter
Email
WhatsApp

27. Dezember 2024

Interview mit der japanischen Pianistin Yumeka Nakagawa.

Interview / Text: Shinnosuke Nagai (Musikjournalist) | Übersetzung des Interviews: Midori Tamura und Miho Ebihara

Die japanische Pianistin Yumeka Nakagawa ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Seit dem Gewinn des Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerbs 2021 und des Internationalen Robert-Schumann-Klavierwettbewerbs 2019 hat sie ihre Karriere vorangetrieben und wurde weltweit gefeiert. Kürzlich gab sie ein Konzert in Japan, und das Publikum war von ihrem Talent begeistert.

Wir haben Frau Nakagawa über ihr bisheriges Studium und ihre Konzerte mit Shigeru Kawai Flügeln befragt.

Was hat Sie dazu gebracht, mit dem Klavierspielen anzufangen?

Meine Schwester, die zwei Jahre älter ist als ich, hat angefangen, Klavier zu lernen, und ich wollte das Gleiche tun. Allerdings war ich eine Schülerin, die nie auf das hörte, was der Lehrer mir sagte (lacht), also muss es für meinen Lehrer und meine Eltern schwierig gewesen sein.

Sie hatten also schon als Kind eine Vorstellung davon, wie Sie spielen wollten. Hatten Sie schon früh beschlossen, dass Sie Pianist werden wollten?

Im Alter von 15 Jahren beschloss ich, ernsthaft Klavier zu spielen. Als ich ein Seminar besuchte, gab es am Ende ein Konzert, und Frau Akiko Ebi lobte mich für mein Spiel. Ich war sehr glücklich, als sie sagte: „Ich freue mich darauf, zu sehen, was du in Zukunft erreichen wirst“. Es war eine Zeit, in der es mir schwerfiel, weil ich mich immer mit anderen verglich. Aber ich beschloss, mich selbst herauszufordern, um besser zu werden, als Antwort auf die warmen Worte einer so großartigen Lehrerin.

Dann haben Sie an der Purcell School in London studiert.

Ich wollte bei Herrn William Fong studieren, der mich an diesem Seminar unterrichtete. Herr Fong war ein großartiger Lehrer, der die Musik aus einer größeren Perspektive betrachten konnte, und er gab mir die Möglichkeit, viele verschiedene Repertoires auszuprobieren. Das hat meine Art zu üben verändert, und ich begann, aktiver an Wettbewerben teilzunehmen.

Sie studieren derzeit an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.

Ich wollte bei Prof. Grigory Gruzman studieren, bei dem ich jetzt studiere. Ich hatte eine gewisse Verbindung zu Prof. Gruzman, da ich bei ihm am Seminar in Düsseldorf Unterricht hatte und er auch Jurymitglied des Internationalen Franz-Liszt-Wettbewerbs für junge Pianisten im Jahr 2014 war, an dem ich teilnahm. Ein weiterer wichtiger Faktor war, dass meine Mutter der Meinung war, dass ich durch das Studium bei Herrn Gruzman viel lernen könnte.

Wie wir heute an Ihren Auftritten und Ihrer Karriere sehen, scheint es, als hätte Ihnen die Anleitung von Herrn Gruzman wirklich Großes gebracht.

Ja, er hat mir sehr geholfen, mich weiterzuentwickeln. Sein Wissen ist sehr umfangreich, und er hilft mir immer, darüber nachzudenken, warum ein Komponist auf eine bestimmte Art und Weise geschrieben hat, und er lehrt mich, wie ich meinen Körper effizient einsetzen kann, um einen guten Klang zu erzeugen. Er ist sehr anspruchsvoll, wenn es um den Klang geht, und er sagt uns immer: „Keine einzige Note sollte bedeutungslos sein“.

Sie haben den Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerb 2021 gewonnen. Können Sie uns sagen, warum Sie sich für die Teilnahme an diesem Wettbewerb entschieden haben? 

Ich hatte kein bestimmtes Ziel vor Augen. Ich wollte mich einfach selbst herausfordern, um meine eigene musikalische Entwicklung voranzutreiben. Damals studierte ich erst seit etwa sechs Monaten bei Herrn Gruzman und machte noch viele Veränderungen durch, so dass ich nie dachte, dass ich einen Preis gewinnen würde.

Frau Nakagawa, Sie haben in vielen Wettbewerben bemerkenswerte Ergebnisse erzielt, und ich glaube, dass es Ihre aufrichtige Einstellung zur Musik ist, die die Herzen vieler Menschen erobert hat. Als ich neulich (am 11. September 2024) Ihr Konzert in der Hamarikyu-Asahi-Halle hörte, hatte ich das Gefühl, dass Ihr Klang wirklich wunderschön war und dass jede Note zu uns zu sprechen schien, als wären es Worte.

Musik ist im Grunde nicht dazu da, um zu konkurrieren, sondern um das Publikum zu erfreuen. Und ich denke, das ist bei Wettbewerben nicht anders. Da es natürlich Bewertungen gibt, ist es schwierig, sich dieser Ergebnisse nicht bewusst zu sein, wenn man sich selbst herausfordert, aber ich denke, es ist wichtig, eine Darbietung zu geben, die man genießt und mit der man zufrieden ist, anstatt davon besessen zu sein. Ich glaube, dass dies letztendlich zu guten Ergebnissen führt.

Es gibt in naher Zukunft weitere Gelegenheiten, Sie in Japan zu hören. Im Jahr 2025, am 10. und 11. Januar, werden Sie beim Neujahrskonzert mit dem Fuji Shizuoka Symphony Orchestra auftreten.

Ich werde das Klavierkonzert Nr. 1 von Chopin spielen. Ich habe das Konzert Nr. 2 von Chopin im Finale des Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerbs gespielt, aber es wird das erste Mal sein, dass ich das Konzert Nr. 1 spiele, deshalb freue ich mich sehr darauf. Chopin ist einer meiner Lieblingskomponisten, den ich als Gymnasiastin im Grundkurs der Robert-Schumann-Hochschule für Musik und Medien intensiv studiert habe. Es gibt etwas an Chopin, das mich jedes Mal bewegt, wenn ich seine Werke spiele.

Der Flügel für dieses Konzert wird ein Shigeru Kawai von KAWAI sein.

Die Pianisten müssen an jedem Veranstaltungsort auf einem anderen Flügel spielen, daher sind wir immer besorgt, ob wir den gewünschten Klang erzeugen können. Wenn jedoch ein Shigeru Kawai Flügel zur Verfügung steht, bin ich zuversichtlich: „Heute wird es gut gehen!“. Der Klang hat eine Tiefe, und die Klangpalette ist vielfältig, was dabei hilft, beim Spielen neue Ideen zu entwickeln. Wenn man es mit Buntstiften vergleicht, kann man sich vorstellen, dass das, was man mit 12 Farben zeichnen kann, sich von dem unterscheidet, was man mit 24 Farben zeichnen kann. Außerdem ist die Ansprache der Tasten so gut, dass man leicht spürt, wie man die Hämmerchen bewegt. Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem Instrument verbunden bin. Ich werde in diesem Konzert ein neues Stück spielen, aber ich bin sicher, dass das Shigeru Kawai Piano mir dabei helfen wird.

Sie haben auch eine CD von King International herausgebracht, und ich freue mich auf Ihre kommenden Aktivitäten. Bitte erzählen Sie uns von Ihren Zukunftsplänen.

Ich stehe kurz vor dem Abschluss meines Studiums und überlege, was ich als Nächstes machen möchte. Ich möchte sowohl mein Studium als auch meine Auftritte fortsetzen. Außerdem würde ich gerne alle Sonaten von Mozart spielen, deshalb bin ich gerade dabei, mein Repertoire schrittweise zu erweitern. Ich möchte mich gut auf den Tag vorbereiten, an dem Sie meinen Auftritt hören werden.

Über Yumeka Nakagawa

Yumeka Nakagawa ist die Preisträgerin des Prix Clara Haskil 2021 (Concours International de Piano Clara Haskil) sowie Gewinnerin des Publikumspreises und des Children’s Corner Award des renommierten Wettbewerbs. Außerdem war sie erste Preisträgerin beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb 2019 (Düsseldorf) und zweite Preisträgerin beim Internationalen Franz-Liszt-Wettbewerb für junge Pianisten (Weimar) 2014.  Nach dem Gewinn des Bundeswettbewerbs Jugend Musiziert 2014 erhielt Yumeka ein Stipendium der Carl Bechstein Stiftung, das zu Einladungen an zahlreiche Spielstätten in ganz Deutschland führte. Seit 2019 steht sie auf den Bühnen der Wigmore Hall in London, der Tonhalle Düsseldorf und des Rachmaninoff-Saals am Mariinsky-Theater.  Derzeit absolviert Yumeka ihren Bachelor an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar bei Grigory Gruzman.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner